Nano- und Picoampere messen

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Rumgucker
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Nano- und Picoampere messen

Beitrag von Rumgucker »

Hallo Forum,

das Ohmsche Gesetz "U = R * I" ist bekannt. Voltmeter messen "U". Amperemeter messen "I".

Unsere elektronischen Messgeräte können das besonders gut. Ihnen genügen z.B. schon 200mV für Vollausschlag im empfindlichsten DC-Spannungsmessbereich.

Wenn ich mit einem billigen DVM Gleichstrom messe, so messe ich letztlich den Spannungsbfall an einem "Shunt"-Widerstand. Will ich beispielsweise 2A Vollausschlag messen, so muss der Shunt einen Wert von R = U / I = 0.2V / 2A = 0.1 Ohm haben. Will ich dagegen 2mA Vollausschlag messen, so muss der Shunt 100 Ohm haben. Und bei 2uA benötige ich 100 kOhm.

Soweit ist das alles kalter Kaffee.

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Weniger bekannt ist, dass auch die Spannungsmessung parallel zu einem Widerstand erfolgt. Der heißt nun allerdings nicht "Shunt" sondern "Innenwiderstand". Und statt der o.a. Werte wird er bei vielen Geräten mit 10 Megohm angegeben (man kann ihn sogar messen, wenn man ein zweites Messgerät besitzt).

Nun kommt der Kniff. Welche Ströme kann ich eigentlich messen, wenn ich den 10 Megohm Innenwiderstand mal als "Shunt" betrachte und das DVM auf 200mV Vollausschlag einstelle und mir den bei einer angezeigten Spannung fließenden Strom ausrechne?

Wir rechnen I = U / R = 0.2V / 10 Megohm = 20 NANO-Ampere für Vollausschlag. Ein 3-stelliges DVM kann also noch 20 PICO-Ampere nachweisen.

"Hups?! Aber das geht doch nicht. Das muss doch wackeln und zittern?"

Nö. Es wackelt und zittert nicht mehr, als es schon immer im 200mV DC-Spannungsmessbereich gewackelt und gezittert hat. Denn wir messen ja weiterhin nur 200mV DC-Spannung. Wir rechnen nur um. Und Mathematik wackelt und zittert nicht.

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Ich nehm mir ein elektronisches Philips-Zeigerinstrument und stelle es auf den kleinstmöglichen Spannungsmessbereich von 100mV und messe den Innenwiderstand:
100_0767.JPG
100_0767.JPG (41.97 KiB) 3393 mal betrachtet
Aha... es hat sogar stolze 20 Megohm:
100_0768.JPG
100_0768.JPG (24.38 KiB) 3392 mal betrachtet
Ich rechne aus... I = U / R = 0.1V / 20 Megohm = 5 nA Vollausschlag!

Ich baue einen Stromkreis aus dem 100mV/20Megohm-Gerät, einer 1.5V Batterie und zwei Klemmen, die ich aber noch offen lasse:
100_0766.JPG
Es fließt kein Strom und das Instrument zeigt brav "0".

Nun verbinde ich eine in Sperrrichtung gepolte 1N4148 mit den offenen Klemmen:
100_0763.JPG
und bewundere den Zeigerauschlag von 60% von 5 nA Vollausschlag:
100_0764.JPG
100_0764.JPG (32.43 KiB) 3393 mal betrachtet
Es fließen also rund 3 nA Sperrstrom bei 1.5V durch die Diode.


Viel Spaß beim Messen von hustenden Elektronen... ;)

Wolfgang
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Paul
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Re: Nano- und Picoampere messen

Beitrag von Paul »

Moin Wolfgang,

ich weiß zwar noch nicht wofür, aber den Trick muss ich mir merken! :awesome:

Gruß
Paul!
“With great power come great heat sinks.”
paulwilhelm.de -- mosfetkiller.de

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Rumgucker
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Re: Nano- und Picoampere messen

Beitrag von Rumgucker »

Hallo Paul,

mit dem Wissen kann man auf ner Party jeden Porsche-Fahrer locker ausstechen.... ;)

MEGA OUT: "Mein Porsche fährt 280"
MEGA IN: "Ich hab neulich 87 Picoampere gemessen"

Rate mal, wem die Mädels zu Füßen liegen?

Viele Grüße

Wolfgang
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VDX
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Re: Nano- und Picoampere messen

Beitrag von VDX »

... wenn ich Mädels beeindrucken will, dann habe ich meist ein paar von meinen "Mikro-Teilen" in einem Döschen in der einen Tasche ... und ein Taschenmikroskop in der anderen :trollface:

Viktor
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Death
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Re: Nano- und Picoampere messen

Beitrag von Death »

MEGA OUT: "Mein Porsche fährt 280"
MEGA IN: "Ich hab neulich 87 Picoampere gemessen"


....


MEGA HAMMER : Ein Laserpointer und ein Galvanometer und die Picoampere werden so fett wie ein Ochse ;)
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