Max's DRSSTC - First Demo! :D

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kilovolt
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von kilovolt »

Ich sehe schon, mit den absolute maximum ratings nehmt Ihr es offenbar recht locker ;-) Dann frage ich halt mal anders: Ab welcher Gatespannung wird es denn Deiner Meinung nach kritisch, Phoenix, 30V, 40V, 50V? Und anhand welchen Bedingungen machst Du das fest? Du schreibst (willkürliche!) Angaben von 100kh oder 10kh. Wer sagt Dir denn, mit welcher Lebensdauerverkürzung oder welchen Durchschussrisiken man oberhalb von 20V Gatespannung konkret rechnen muss oder woher nimmst Du solche Gewissheiten? Meine Meinung hierzu ist: Die Risiken können gar nicht seriös eingeschätzt werden. Wenn man sich bei Halbleitern ausserhalb der maximal erlaubten Werte bewegt, dann kann man keine Aussage darüber machen, mit welchen Einschränkungen bezüglich Lebensdauer zu rechnen ist. Keiner kann Dir sagen, ob der IGBT nicht schon nach wenigen Minuten aus dem Gehäuse springt. Ich sage nicht, dass Max Problem zwingend aus dieser Ecke herrühren muss, ich sage nur, dass er sich mit 24V ausserhalb der Safe Operating Area bewegt und sich damit evt. was einhandeln kann oder bereits eingehandelt hat. Findest Du es nicht auch bemerkenswert, dass bei den defekten IGBTs auch die TVS-Dioden an den Gates Kurzschluss haben? Diese Erkenntnis würde mich zumindest stutzig machen und ich würde der Sache nachgehen, aber da sist natürlich jedem selber überlassen ;-)

Gruss kilovolt
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Phoenix6478
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von Phoenix6478 »

Ab welcher Gatespannung wird es denn Deiner Meinung nach kritisch, Phoenix, 30V, 40V, 50V?
Sofort tödlich für den IGBT wirds bei 80V. Hier ist meine Quelle dafür: http://kaizerpowerelectronics.dk/tesla- ... ide/igbts/

Wenn Du möchtest, kannst Du auch beim Abschnitt "How to read a IGBT datasheet [1]" direkt am beginn nachlesen, wo alles steht, was ich gesagt habe.
Du das fest? Du schreibst (willkürliche!) Angaben von 100kh oder 10kh. Wer sagt Dir denn, mit welcher Lebensdauerverkürzung oder welchen Durchschussrisiken man oberhalb von 20V Gatespannung konkret rechnen muss oder woher nimmst Du solche Gewissheiten?
Natürlich sind das grobe Schätzungen, aber willkürlich bei weitem nicht. Steve Ward hat einige DRSSTCs für Museen gebaut, welche schon über 1000h Laufzeit am Buckel haben mit 24V am Gate und 27V TVS Dioden. Gestorben ist deswegen bis jetzt keine, die laufen sehr zuverlässig. Nach wenigen Minuten ist da nichts aus dem Gehäuse gesprungen.
Findest Du es nicht auch bemerkenswert, dass bei den defekten IGBTs auch die TVS-Dioden an den Gates Kurzschluss haben?
Finde ich nicht auffällig, auch als ich bei meiner DRSSTC durch einen dummen Messfehler 1300A durch einen SKM200 gejagt habe bis zum Versagen waren die TVS am Gate kaputt. Daran ist nichts komisch, wenn ein IGBT durchlegiert liegt da auch am Gate Kurzzeitig eine hohe Spannung an, da alles im IGBT verschmilzt. Dadurch sterben natürlich auch die TVS Dioden.

Grüße
Phoenix
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kilovolt
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von kilovolt »

Naja, nimm es mir nicht übel, aber eine Bastlerseite ist für mich keine objektive Quelle in irgendeiner wissenschaftlichen Hinsicht. Wenn Du mir ein wissenschaftliches Paper über IGBT-Anwendungen/Engineering zeigst, welches diese Aussagen stützt, dann ist das akzeptabel und ggf. auch plausibel, ansonsten ist es für mich persönlich nicht unbedingt speziell aussagekräftig. Wenn man sich dagegen an die Angaben in den spezifischen Hersteller-Datenblättern hält, dann hat das halt einfach ein anderes Gewicht und man muss sich nicht auf Glück verlassen.

Wenn Steve Ward ein, zwei DRSSTCs für Museen gebaut hat, dann ist das eine tolle Sache und er hat definitiv meinen Respekt dafür, aber es ist halt nichts, was sich irgendwie repräsentativ darstellt oder übertragbar wäre auf andere Halbleiter und andere Setups. Würde eine grosse Mehrheit dieser Halbleiter mehr an Gatespannung problemlos mitmachen und hätten diese Module dann wesentlich bessere Eigenschaften, dann würde sich der Hersteller damit jedenfalls nicht zurückhalten, das dürfte klar sein.

Wie auch immer, ich habe absolut kein Problem damit, wenn jemand auf 24V oder 30V Gatespannung geht und für sich persönlich ein gewisses Risiko in Kauf nimmt. Aber was mich persönlich stört, sind pauschale Unbedenklichkeits-Aussagen, die nicht wirklich belegt werden können und dann nachher so dastehen und von anderen unkritisch übernommen und weiterverbreitet werden. Daraus entstehen dann wirklich Mythen, die irgendwann jeder übernimmt und vertritt ohne zu hinterfragen.

Beste Grüsse
kilovolt
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Phoenix6478
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von Phoenix6478 »

Naja, nimm es mir nicht übel, aber eine Bastlerseite ist für mich keine objektive Quelle in irgendeiner wissenschaftlichen Hinsicht. Wenn Du mir ein wissenschaftliches Paper über IGBT-Anwendungen/Engineering zeigst, welches diese Aussagen stützt, dann ist das akzeptabel und ggf. auch plausibel, ansonsten ist es für mich persönlich nicht unbedingt speziell aussagekräftig.
Das sind keine Bastlerquellen, der Kursiv geschrieben Text ist ein Zitat aus einem Applikationshandbuch von International Rectifier. Die Quelle steht am Ende der Website bei [1]. Dort steht auch das 20-30V kein Problem sind. Das eigentliche Problem ist, dass beim Kurzschlussfall ein zu hoher Strom fließt bei viel Gatespannung aufgrund der oben genannten Gründe. Daher geben die Hersteller im DS gerne weniger an. Hier auf Seite 10 sind die zitierten Inhalte nachzulesen: http://www.infineon.com/dgdl/Infineon-I ... 9f8d921224

Grüße
Phoenix
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von kilovolt »

Danke für den interessanten Link, Phoenix!

Ich habe mir die Textstellen angesehen, interpretiere die Aussagen aber eher dahingehend, dass der Hersteller wegen der "longterm reliability" auf der sicheren Seite sein will. Und, falls aufgrund einer zu hohen Gatespannung "zuviel Strom fliesst", dann ist das ja auch nicht gerade förderlich für die Lebensdauer der Bricks. Wie auch immer, ich sehe meinen Standpunkt durch die genannten Textstellen in der App.-Note eher bestätigt als widerlegt ;-) Jedenfalls lässt sich auch Infineon nicht auf die Äste hinaus und macht irgendwelche Angaben, was man denn allenfalls "mehr" darf. Somit gelten für mich weiterhin die verbindlichen Angaben im Datenblatt.

Beste Grüsse
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von Phoenix6478 »

Gerne, kilovolt :)
Und, falls aufgrund einer zu hohen Gatespannung "zuviel Strom fliesst", dann ist das ja auch nicht gerade förderlich für die Lebensdauer der Bricks.
Bei einer DRSSTC will man natürlich schon mehr Stromfluss als wie im DS beim Kollektorstrom angegeben ist. Es geht hier um den Kollektorstrom, nicht um den Gatestrom. Der Grund für diese Aussage liegt in der industriellen Anwendung der Bricks in z.b. einem Frequenzumrichter. Diese Umrichter haben eine Kurzschlussabschaltung, welche eine gewisse Zeit braucht, um anzusprechen. Steigt nun der Kurzschlussstrom aber zu rasant wegen der hohen Gatespannung, ist die Abschaltung womöglich zu langsam. Bei einer DRSSTC ist der Sachverhalt aber komplett anders.
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von MaxZ »

Nabend,


Zu der IGBT-Geschichte muss ich mir morgen oder so nochmal ein paar Appnotes durchlesen, grundsätzlich stimme ich Phoenix aber zu: Für den Betrieb innerhalb der Specs, also <=20kHz, <=200A, 100% Tastgrad, wahrscheinlich Hardswitching und mit einer rein induktive Last, würde ich jedem raten sich genau ans Datenblatt halten, denn genau für diesen Anwendungsfall ist es geschrieben worden. Nun hat kilovolt schon mehr als einmal richtig angemerkt, dass wir weit außerhalb der Specs arbeiten - und zwar nicht nur in einem, sondern in allen genannten Punkten. Das Datenblatt gibt z.B. noch nicht einmal mehr an, welche CE-Spannung bei 600A abfällt. Insofern halte ich es zumindest für gewagt, von vorneherein auszuschließen, dass eine höhere Gatespannung etwas bringt. (Gleichermaßen denke ich absolut nicht, dass die Nützlichkeit dieser Maßnahme sicher sei.)
Viel mehr kann ich wie gesagt ohne nachzulesen nicht dazu sagen.

Heute wie versprochen die Fortsetzung der Tests. Ich habe es nicht geschafft die Spule sauber abzustimmen. Wurde nach mehr als einer Stunde etwas demotivierend... Einstecken, starten, Primärstrom beobachten, stoppen, Sicherung zur Brücke aus, Buselkos entladen, ganz ausstecken, Abgriff umschrauben, wieder einstecken, ... immer und immer wieder. Ich weiss, wie's aussehen sollte, aber obwohl ich mich in 1/6 Schritten von 4 Windungen bis 6 Windungen durchgetastet habe, konnte ich keine zufriedenstellende Abstimmung erreichen. Ich habe auch versucht das Kupferband zwischen MMC und Abgriff anders zu legen, zu verkürzen, zu verlängen, um zu sehen, ob dessen Induktivität einen Unterschied macht - hat auch nix geholfen. Nachfolgende Skizze zeigt die unterschiedlichen Verläufe. Für mich sieht es danach aus, als würde ich von "eindeutig zu hoch" (<=4,5 Windungen) geradewegs in "eindeutig zu tief" (>=5 Windungen) rutschen, ohne einen "Sweet spot" dazwischen zu haben. Und außerhalb des Bereichs von 4,5-5 Windungen ändert sich wenig an der Signalform, nur der Output nimmt ab. Noch eine Anmerkung zu den Skizzen: Der Treiber ist auf 900A Maximalstrom eingestellt; wegen Pulseskipping kann er nicht höher steigen.
Beim letzten Run bevor ich die Spule umgebaut habe (letzter Stromverlauf in der Skizze), hatte ich es geschafft sie richtig abzustimmen. Eine schöne Pilzform, die sich nach Biltzausbruch bei ca. 300-400A eingependelt hat (an 230V). Da merkte ich auch, dass die Störungen an Smartphone und co massiv zunahmen - für mich ein recht eindeutiges Zeichen. Von all dem war gestern und heute nichts zu merken. Ich hoffe auf eure Hilfe und Erfahrung!
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Trotzdem habe ich den Test mit Drehstrom gewagt, womit ich durchwegs intensive Groundstrikes hatte. Und laut waren die! :hihi: ich stand 6-7m weg, mit Ohrschützer und sie waren immer noch sehr laut. Aufgrund dieser wirklich brachialen Lautstärke hab ich nur kurz damit rumgespielt und überlege zur Abwechslung wieder mal, wo ich ordentlich testen könnte... Bisher lebt die Brücke noch und ich gewinne den Eindruck, dass sie auch an ner 32A Dose unterfordert sein könnte. Während ich mit der kleinen statischen Last noch auf 160Arms im Primärkreis kam, was ohne weitere Kühlung das Maximum zu sein scheint, ist dies mit energiehungrigen Blitzen nicht denkbar :D Bereits bei ca. 10% Tastgrad (ca. 100Arms, bzw. nur halbe Verlustleistung) kratze ich an 30A Stromaufnahme - und wir erinnern uns, die Abstimmung ist nach wie vor nicht optimal :shock:
Insofern war die kleine Last des statischen Tests ganz gut, denn sie hat es mir erlaubt, die Grenzen des Primärkreises auszutesten, trotz "nur" 16A Anschluss.

Todos:
* Mit dem Breakout herumspielen, denn ich glaub der kurze Weg bis zum Boden ist heute der begrenzende Faktor gewesen. Ein kurzer Versuch ihn höher zu stellen resultierte in nem Blitz auf der falschen Seite des Toploads Richtung Oszilloskop und Netzkabel - da hab ich dann aufgehört.
* Mit Pulseskipping herumspielen - bisher waren die Ergebnisse von z.B. 1ms Ontime eher ernüchternd. Wobei ich mir denken kann, dass bei derart niedrigen Frequenzen (<100Hz) der Wind hier einen merklichen Einfluss auf die Blitze hat. Man sieht auch schön im Video wie er Richtung Kamera gepustet wird.
* Gehäuse überarbeiten. Eigentlich gehört es geerdet, da Lüfter und Netzdrossel dran geschraubt sind, doch andererseits ist es so groß, dass der Blitz einschlagen kann, und den will ich nicht in der Hauserde haben. HF-Erde ist aber auch nicht gut, da diese auf unbekanntem Potential gegenüber der Hauserde liegt und somit eventuell Lüfter oder Drossel beschädigen könnte. Wenn niemandem ne elektrische Lösung einfällt, werd ich wohl über kurz oder lang Teile der Aluprofile durch Kunststoff ersetzen...

Abschließend das Video von heute:



Liebe Grüße,
Max
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kilovolt
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von kilovolt »

Hallo Leute

Habe mir von gestern auf heute viele Gedanken zu der Sache gemacht und naja, vielleicht habe ich mich wirklich etwas verrannt mit dieser ganzen Gatespannungsgeschichte, tut mir leid :( Mag sein, dass eine höhere Gatespannung in gewissen Fällen tatsächlich das kleinere Übel ist. Natürlich konnte ich bei meinen Messungen damals keine 600A bereitstellen. Dies würde der Brick statisch auch nicht mitmachen, keine Chance. Sowas geht nur sehr kurzzeitig und dann wird es wiederum kompliziert, eine vernünftige Messung durchzuführen. Ich werde für meine Setups die tiefere Gatespannung bis 20V beibehalten, weil mir nicht so ganz wohl ist bei dieser Sache, aber ich kann Eure Beweggründe dennoch nachvollziehen. Vielleicht müsste man auch mal einen Brick opfern um zu sehen, wie es um die Spannungsfestigkeit der Gates über längere Zeiträume tatsächlich bestellt ist. Nur bleibt dann halt auch die Frage, ob man ein solches Ergebnis auch auf andere Bricks und andere Situationen übertragen kann.

Zur der Abstimmung Deiner Spule, Max, kann ich nicht viel sagen. Es ist klar, dass die Spule durch die sehr hohe Güte des Primärkreises wohl deutlich schwieriger abzuustimmen ist als eine Spule, die weniger "highendig" ( in diesem Fall niederohmig) daherkommt. Sicher ist Dir klar, dass je höher die Güte des Kreises wird, also je tiefer die resistiven Verluste sind, desto enger wird die Resonanzkurve. Der Kreis wird dann selektiver (schmalbandiger), dafür liefert die Spule beim genauen Resonanzpunkt viel bessere Ergebnisse als eine breitbandige Spule. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielleicht gar nicht möglich ist, den Resonanzpunkt messtechnisch im Vorfeld genau zu treffen. Wahrscheinlich bleibt Dir nichts anderes übrig, als wirklich mühsam im Betrieb rauszufinden, wo der beste (oder einfach ein guter!) Punkt ist, so wie Du es bis jetzt auch versucht hast. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es sehr nervig sein kann, den besten Punkt zu finden und ich hatte bei weitem nicht die Güte, die Du bei Deiner Spule hast, das ist auch klar.

Bei der Erde würde ich durchaus auf die HF-Erde vertrauen. Ich glaube nicht, dass die HF-Erde ein völlig anderes Potential haben wird als der Schutzleiter Eures Netzes, das wäre ja ganz schlecht, denn es würde darauf hindeuten, dass die HF-Erde allenfalls qualitativ nur ungenügend ist, also nicht niederohmig genug ist! Wichtig ist halt nur, dass Du die aufwendigere Sternpunktverdrahtung wählst, also nicht einfach die HF-Erde beispielsweise am Strikerail oder Fusspunkt der Sek abgreifen und dann auf das Gehäuse führen, sondern für jeden geerdeten Punkt (Gehäuse, Strikerail, Fusspunkt der Spule usw.) eine eigene, niederohmige und niederinduktive Verbindung zum HF-Erdpunkt ziehen, dann ist das eine saubere Sache. Verstehst Du, wie ich meine? Die Erdverbindung sollte halt immer von einem einzigen, gut geerdeten Referenzpunkt ausgehen. Der Vorteil von dieser viel aufwendigeren Verkabelung ist natürlich der, dass das Potential durch einen Einschlag nirgendwo sonst angehoben werden kann, denn der Referenzpunkt bleibt stabil. Würde man hingegen vom Referenzpunkt aus zum Fusspunkt der Spule gehen und von da dann zum Strikerail und von da dann zum Gehäuse, dann ist klar, dass bei einem Einschlag in einen dieser drei Punkte auch die jeweiligen anderen Erdpunkte angehoben werden.

Btw: Die Ergebnisse im Video sind schon sehr beeindruckend! Vielleicht liege ich falsch, aber dass die Entladungen bei grossen Spulen eine Tendenz haben, in den Boden einzuschlagen, ist wohl normal und kann evt. gar nicht unterbunden werden. Der Grund dafür dürfte einfach der sein, dass im Prinzip jede TC den Stromkreis vom Kopfpunkt zum Fusspunkt schliessen möchte. Je höher nun die Leistung ist, desto eher ist das auch mit einer durchgehenden Entladung möglich. Bei kleinen Spulen geht das wohl einfach nur aufgrund mangelnder Leistung nicht, sonst wäre das dort auch so, würde ich mal vermuten. Bei grossen Spulen ist hingegen fast automatisch auch eine hohe Leistung involviert und durch die damit viel höhere Feldstärke kann dann halt auch die gesamte Distanz durch den Funken überbrückt werden.

Beste Grüsse
kilovolt
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von MaxZ »

Hallo kilovolt,


Ob die Güte durch das Upgrade von 20mm² auf 35mm² so stark gestiegen ist...? Zumal es nach wie vor die gleichen 5 meter Kupferrohr sind :gruebel: Ich muss mal mit nem Funktionsgenerator ran...

Was die Erde anbelangt: Naja die der Boden ist jetzt nicht der allerbeste Leiter und dürfte schon auf einige kOhm Impedanz kommen. Dann liegt der Fußpunkt und somit das Gehäuse schnell auf einigen tausend Volt. Im Stern erden am Gehäuse selbst hilft dagegen wohl auch nix, denn ein Meter Aluprofil dürfte um Größenornungen besser leiten als 2, 3, 4, 5 meter (trockener?) Boden. Wäre auch zu bedenken, dass die Spule vielleicht mal auf einer Bühne betrieben werden soll, wo ein Gitter auf dem (isolierdenden!) Boden oder um die Spule als HF-Erde reichen muss. Da fehlt dann jeglicher Erdbezug.
Ich hab mich gefragt ob einige zig bis hunder nF zwischen beiden Erden helfen.

Danke für's Kompliment! Ja das Ergebnis war gar nicht schlecht, aber von der "Effizienz" her nach wie vor nicht so gut wie es mal war.
Ich hab gar nix gegen Groundstrikes - im Gegenteil! Nur dürften diese gern etwas länger sein, was aber schwierig wird, wenn der Breakoutpoint keine 2 meter über dem Boden hängt... Wie gesagt, muss noch eine Möglichkeit finden, ausgiebiger damit rumzuspielen.
Ob die mögliche Blitzlänge überproportional mit der Spulengröße steigt (und somit größere Spulen leicher Groundstrikes hinbekommen), kann ich nicht sagen, hätte aber auf nein getippt. Ich tendiere ebenfalls in die Richtung, dass größere Spulen überproportional mehr Saft verarbeiten können, also ungleich fettere, bzw besser kühlbare Bauteile verwenden.


Liebe Grüße,
Max
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von kilovolt »

Hallo Max

Ich denke, es ist falsch, wenn man meint, dass es auf die letzten Milli-Öhmchen nicht mehr ankommt. Meiner Ansicht nach ist das Gegenteil der Fall, gerade auf die kommt es an! Wenn ich einen Stromkreis habe, welcher 100 Ohm Gesamtwiderstand aufweist, dann spielt es keine Rolle, ob der jetzt 100.01 Ohm hat oder 99.99 Ohm. Stellt man sich aber einen Stromkreis vor, der insgesamt 0.02 Ohm hat, und man verkleinert den auf 0.01 Ohm, dann verdoppelt sich der Strom nur aufgrund von dieser kleinen Widerstandsänderung! Die idealen L und C-Elemente des Schwingkreises könnten eigentlich beliebig hohe Ströme pendeln lassen, wären da nicht kleinste Wirkwiderstände von den Verbindungen. Werden diese ohnehin schon kleinen Wirkanteile nun noch weiter verkleinert, dann wirkt sich dies massiv aus auf die Güte. Wenn nun aber die Güte ins Unermessliche steigt, dann wird die Bandbreite sehr, sehr schmal und wenn man nur ein ganz kleines bisschen daneben liegt, dann wirkt sich das halt entsprechend aus. Wenn die Spule jedoch breitbandig ist, dann kann man auch Abweichungen haben und dennoch liefert sie noch fast den gleichen Output, dafür dann halt mit hohen Verlusten. Letzteres ist auch der Grund, warum all die schlecht aufgebauten quick-and-dirty-Setups überhaupt habwegs funktionieren. Schau Dir dazu mal diese Skizze hier an:

http://www.ktet.fh-muenster.de/lehre/gd ... _2163x.png

Die schwarze Kurve hat eine Güte von 5, die pinkfarbene eine Güte von 2. Alleine schon dieser geringe Unterschied zeigt, wie stark die Amplitude reagiert auf eine von der Resonanzfrequenz abweichende Frequenz. Jetzt nehmen wir mal an, dass Du eine Güte von 1000 oder so hast. Hand aufs Herz: Kannst Du Dir die Kurve noch vorstellen? Sie wird weit über Deinen Bildschirm hinausgehen ;-) Kannst Du Dir vorstellen, wie genau die Resonanzfrequenz getroffen werden muss, damit der Output maximal wird? Dafür ist natürlich der Lohn, den Du bekommst, wenn Du die Resonanz genau triffst, umso höher :-)

Das heisst dann aber in letzter Konsequenz natürlich auch, dass eine Ortsveränderung jeweils eine komplett neue Abstimmung braucht, denn es ist klar, dass bereits leichte Veränderungen eine grosse Rolle spielen für Dein Setup. Besonders Deine Idee, keine feste Erde verwenden zu wollen, wird zu einer Verschiebung der Resonanzfrequenz des Sekundärkreises führen. Ich würde aber bei solch grossen Spulen und den damit einhergehenden Leistungen ohnehin dringend davon abraten, keine feste Erdung zu verwenden. Ein Gitter alleine ist kein genügendes Gegengewicht. Es wird zu massiven Abstrahlungen führen und dementsprechend zu HF-Störungen in der Umgebung.

Beste Grüsse
kilovolt
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von MaxZ »

Morgen kilovolt,

Du hast mich etwas falsch verstanden. Relevant für die Güte ist der Widerstand im Schwingkreis. Dieser setzt sich aus ESR von Kondensator, Spule und Verkabelung zusammen. Und mein Hauptpunkt war, dass das Upgrade von 1m Verkabelung gegenüber den ~5m Kupferrohr (die eh nicht soo viel Querschnitt haben) und dem MMC nicht ins Gewicht fällt, da ich insbesondere im Kupferrohr den größten Widerstand vermute. Über den Daumen gepeilt sollte die Verkabelung <=10% ausmachen.

Und da wär ja noch was: nur den Primärkreis auf Resonanz zu kriegen ist ja kein Problem. Der Haken ist die Abstimmung mit dem Sekundärkreis und da spielt dessen Güte doch mindestens eine genau so große Rolle, nur dass sich die nicht sooo viel geändert haben kann. Und die Kopplung auch nicht... :gruebel:


Liebe Grüße,
Max
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von kilovolt »

Hallo Max

ich meinte meine Aussage ganz allgemein, nicht auf irgendeine Änderung bezogen. Meine Aussage ist einfach die, dass es bei einem Schwingkreis mit hoher Güte sehr viel schwieriger ist, die genaue Resonanzfrequenz zu treffen, und ich denke schon, dass Deine Spule eine sehr hohe Güte besitzt und deshalb eine Abstimmung nicht ganz einfach ist. Und ja, bei einer TC sind natürlich zwei Schwingkreise vorhanden, was die Sache nicht gerade simpler macht. Hier ist auch viel von der Kopplung abhängig, siehe Theorie Bandfilter. Beide Schwingkreise beeinflussen einander gegenseitig, das ist in der Tat recht kompliziert. Das anschaulichste, mechanische Beispiel dafür sind zwei Schaukeln, welche durch ein mehr oder weniger lockeres Seil miteinander verbunden sind. Man sieht bei diesem Modell schön, wie die Energie zuerst von der einen Schaukel auf die andere übergeht und dann allmählich wieder zurück. Je nach Kopplung (unterschiedlich feste Verbindung zwischen den Schaukeln), ist der Energietransfer unterschiedlich. Bei ganz starrer Kopplung (fester Stab als Verbindung) kann sich der zweite Kreis gar nie aufschaukeln, sondern schwingt immer phasen- und amplitudengleich mit. Ich habe mal irgendwo so eine Animation gesehen, bei der man die Parameter ändern konnte, weiss aber den Link leider nicht mehr.

Auf jeden Fall würde ich mir nochmals Gedanken zur Erdung machen. Einfach eine Bodenplatte oder ein Bodengitter ist aus meiner Sicht bedenklich, aus den weiter vorne genannten Gründen. Eine schlechte Erdung wird sich zudem auch negativ auf die Performance auswirken.

Beste Grüsse
kilovolt
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von MaxZ »

Nabend

@kilovolt:
Morgen kann ich vielleicht mit nem Funktionsgenerator herumspielen, dann krieg ich hoffentlich nen besseren Eindruck.
Was die Erde anbelangt, natürlich ist ein feuchter Boden mit nem 2m Erdnagel besser als ein Gitter. Aber wenn das Ding auf ner Bühne laufen soll*, werd ich Probleme haben diese mit zwei Metern Erde zu bedecken :D Daher: das Erdungskonzept muss auch in diesem Fall sicher sein.
*nicht unwahrscheinlich. Zur Erinnerung: der Aufbau ist weitestgehend von einer non-Profit Organisation namens PInS gesponsort, und diese wollen die Spule auch auf Wissenschaftsfestivals vorführen.

Heute hab ich eine weitere langjährige Baustelle abgeschlossen; Interrupter fertig :awesome: Naja, die Powerbank fehlt streng genommen noch; die hatte ich nicht bei Hand und steck ich rein sobald ich sie habe.
Details zum Leben unter der Haube habe ich in einem gesonderten Thema vorgestellt.


Liebe Grüße,
Max
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von Thunderbolt »

MaxZ hat geschrieben: Fr 3. Apr 2020, 23:30 Was die Erde anbelangt, natürlich ist ein feuchter Boden mit nem 2m Erdnagel besser als ein Gitter. Aber wenn das Ding auf ner Bühne laufen soll*, werd ich Probleme haben diese mit zwei Metern Erde zu bedecken :D Daher: das Erdungskonzept muss auch in diesem Fall sicher sein.
Praktisch müssen aber auch bühnen eigentlich geerdet werden, d.h. man könnte sich da mit auf den Erdungspunkt hängen...Weiß nur nicht, ob man dann nicht anderes equipment mit der HF stört
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Re: Max's DRSSTC - First Demo! :D

Beitrag von kilovolt »

Was die Erde anbelangt, natürlich ist ein feuchter Boden mit nem 2m Erdnagel besser als ein Gitter. Aber wenn das Ding auf ner Bühne laufen soll*, werd ich Probleme haben diese mit zwei Metern Erde zu bedecken :D Daher: das Erdungskonzept muss auch in diesem Fall sicher sein.
Ja eben!!! Wenn das Erdungskonzept auch auf einer Bühne sicher sein soll, dann muss diese Bühne eine vernünftige Erdung bieten, alles andere ist meiner Meinung nach fahrlässig. Ich würde unbedingt im Vorfeld abklären, welche Erde als HF-Erde zur Verfügung steht. Falls nichts geeignetes vorhanden ist, würde ich definitiv keinen Betrieb anbieten, aus den bereits genannten, naheliegenden Gründen, HF-Abstrahlung durch offene Antennenwirkung, Brandgefahr, Gefahr von unkontrollierten Kriechströmen vom Sekundär-Fusspunkt aus in die Bühne, Gefahr für anderes Equipment in der Nähe und evt. auch noch anderen Problemen. Eine Spule, welche mit mehreren kW Leistung operiert, ist nunmal was anderes als eine kleine SSTC mit 200W Leistung...

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