Skin-Effekt beim Menschen?

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Phoenix6478
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Skin-Effekt beim Menschen?

Beitrag von Phoenix6478 »

Hallo,
Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob der Skin-Effekt beim einwirken von Hochfreuquenz auf den menschlichen Körper zustande kommt. Viele sagen, dass der Skin-Effekt beim Menschen möglich ist, andere sagen aber wieder das dies nicht der Fall ist, da menschliche Haut/Gewebe einen viel zu hohen Widerstand besitzt.

Immer wieder sieht man Videos, wie Personen an die Entladungen ihrere VTTCs und SSTCs fassen und keinen elektrischen Schlag bekommen. Natürlich bekommt man trotzdem unangenehme HF-Verbrenungen. Ich habe sogar schon Geschichten gehört, wie ein Mann mit seinem 1kW Kurzwellentransceiver eine 100W Glühlampe zum Leuchten brachte, indem er das HF-Signal durch seinen Körper leitete.

Ist das Ganze wirklich so ungefährlich? Es könnte ja auch sein, dass durch hohe Frequenzen das Nervensystem/Herz nicht mehr mitkommt und man deshalb keinen Schmerz verspürt. Ich persönlich glaube nicht, dass der Skin-Effekt beim Menschen eine Rolle spielt. Er könnte schon auftreten, aber dann ist der Effekt so schwindend klein, dass er trotzdem keine Auswirkungen hat. Und wie sieht es eigentlich bei einer DRSSTC aus, bei der das Outputsignal von 85kHz mit 100Hz (100BPS) interrupted ist? Keine Sorge, ich habe nicht vor die Entladungen meiner DRSSTC zu berühren. Ich habe es mir nicht einmal bei meiner kleineren SSTC getraut, denn wenn es einen Überschlag zwischen Primär- und Sekundärspule gibt, kann es richtig gefährlich werden. Es geht mir rein nur um die Theorie dahinter.

Mit besten Grüßen
Phoenix

alpin
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Re: Skin-Effekt beim Menschen?

Beitrag von alpin »

Moin.

Wie immer bei solchen Fragen wirst du keine definitive Antwort bekommen. Deine Bedenken sind aber absolut gerechtfertigt und ich teile sie, daher philosophiere ich mal ein bisschen mit.

Der Skineffekt kommt besonders zum Tragen, wenn man dicke, elektrisch gut(!) leitende, Leiter hat. Bei sowas wie "Haut" spielt der Skineffekt genau gar keine Rolle. Als halbwegs gute Leiter im Menschen taugen wiederum die Adern und in der Tat die Nervenbahnen. Da die nun auch nicht so megagroß im Durchmesser sind, die Skineindringtiefen aber im Bereich mm sind, sollte der Skineffekt da nach meinem Verständnis auch keine Rolle spielen.

Eine Betrachtung über die eingespeiste Energie ist bei gekoppelten Schwingkreisen auch so eine Sache. Auch im Sekundärkreis können hohe Energiemengen pendeln, die im ersten Moment auf jeden Fall nicht so gesund sind. Wie bei allem technischen Zeug gilt halt auch hier: Eingangsleistung * Wirkungsgrad = Ausgangsleistung. Bei einer CW SSTC sieht das dabei gewaltig anders aus, als bei einer DRSSTC, was du auch richtig erkannt hast. Das, was auf jeden Fall "rettet", ist, dass die Kopplung zwischen Primärseite und Sekundärseite bei keiner Tesla sonderlich hoch ist. Dementsprechend ist eine Telsa eine relativ weiche Spannungsquelle, die Ausgangsspannung bricht also bei Belastung direkt zusammen. Und ein Mensch mit ein paar Ohm (die paar kOhm der Haut gelten hier wegen der hohen Frequenz meiner Meinung nach nicht!) schließt so ein Ding quasi kurz und verstimmt dabei noch zusätzlich die Resonanzfrequenz noch so weit, dass einfach keine sinnvolle Energieübertragung mehr von der Primär- zur Sekundärseite stattfinden kann. Das halte ich also also für den Effekt, der das große Aua verhindert.

Hierbei ist aber die Energie, die bereits im Sekundärkreis schwingt eben auch nicht plötzlich verschwunden. Und eben genau diese Impulsleistung ist bei einer DRSSTC durch den Sekundärkondensator ungleich höher als bei einer SSTC. Und dann kommt noch der Interruptbetrieb dazu, der das "Zusammenbrechen" der Energien durch die Aufladepausen wirksam umgeht und nennenswerte Frequenzen im sehr spürbaren Bereich hinzufügt. Ich halte also eine DRSSTC also nicht nur für deutlich "AUAiger", also spürbarer, als die paar Joule in einer SSTC, sondern dazu noch deutlich gefährlicher.

Nur so ein paar Gedanken...
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kilovolt
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Re: Skin-Effekt beim Menschen?

Beitrag von kilovolt »

Hallo Phoenix,

eigentlich hast Du ja alles schon geschrieben, was es darüber zu sagen gibt. Der Skineffekt beim Menschen bei diesen Frequenzen ist ein Mythos. Die Eindringtiefe des Stromes ist viel zu hoch, denn beim Menschen leitet die äussere, trockene Hautschicht den Strom sehr schlecht, wohingegen das Innere des Menschen hauptsächlich aus Wasser besteht und somit gut leitet. Es ergibt sich also sicher nicht der Skineffekt wie bei einem homogenen, gut leitenden Metallstück.

Dass man keinen Schock erhält bei der Berührung einer kleinen TC-Entladung liegt daran, dass die Nerven und Muskeln nicht auf die hohe Frequenz reagieren können. Dennoch werden sie natürlich vom Strom durchflossen. Überdies kann man offenbar bei hohen Leistungen durchaus unangenehme Schmerzen spüren, wie einige Coiler berichteten.

Ich würde auf jeden Fall, wie Du es ja auch schon handhabst, auf die Berührung von Streamern einer DRSSTC verzichten.

Beste Grüsse
kilovolt
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