Rigol DS1054Z, 4-Kanal-Scope

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kilovolt
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Rigol DS1054Z, 4-Kanal-Scope

Beitrag von kilovolt »

Achtung, Text kopiert aus anderem Thread (Stand: Juni 2016):

Liebe Freunde

Wie ich schon andernorts erwähnt habe, hab ich mir zum letzten Geburtstag ein neues Scope geleistet (als hätte ich nicht schon genug Oszilloskope, aber es sind halt alles ältere Modelle ohne modernen Schnick-Schnack wie USB, Farbbildschirm oder vier Kanäle). Gerne möchte ich für andere interessierte Käufer einen kurzen Abriss meiner Eindrücke zu dem Gerät geben, ohne jeglichen Anspruch auf irgendwelche Vollständigkeit. Das alles ist nur meine subjektive Sicht der Dinge, falls jemand von Euch was anderes erlebt hat, will ich das natürlich niemandem absprechen.

Positiv

Beim Auspacken des Geräts fällt positiv auf, dass das Instrument gar nicht billig wirkt, obwohl es mit gut 400Fr. wirklich sehr günstig ist. Das Gerät hat ein ordentliches Gewicht und die Verarbeitung macht keinen schlechten Eindruck. Dass dieses Gerät von einem Billigland stammt, merkt man dennoch an Kleinigkeiten. So liegt beispielsweise keine vernünftige Bedienungsanleitung bei, lediglich ein Quick-Reference-Guide, bei dem zwar die Sicherheitshinweise in allen erdenklichen Sprachen daherkommen, die Anleitung selber dann jedoch nur noch auf Englisch ist. Für mich ist dies kein Problem, es ist lediglich eine Feststellung.

Positiv ist der Lieferumfang. Es wurde tatsächlich für jeden Kanal auch eine Sonde mitgeliefert, also vier Sonden. Auf den ersten Blick scheint das nur logisch, wenn man allerdings überlegt, dass eine solche Sonde doch schnell mal 20 bis 30Fr. kostet, dann sind die effektiven Kosten für das Gerät nochmals günstiger. Bei 400Fr. Gesamtkosten bleibt dann für's Gerät nicht mehr viel. Ein USB-Kabel ist auch im Lieferumfang dabei.

Zum Gerät selber:
Eine ganz besondere Stärke des Geräts ist die enorme Funktionsvielfalt, sowohl an mathematischen Funktionen, als auch an Triggerfunktionen und angezeigten Messgrössen. Keines meiner bisherigen Geräte kann hier auch nur ansatzweise mithalten und selbst teure, moderne FLUKE-Geräte bieten teilweise weniger. Wie praktisch das ist, wenn man alles auf einen Blick in einem wirklich grosszügigen Display hat, fällt einem schnell auf beim ersten testen. Frequenz, Amplitude, Periodendauer, Rise- und Falltimes, sind so die wichtigsten Grössen, die ich immer wieder brauche. Daneben wird aber eine Riesenmenge anderer Grössen angeboten, die in gewissen Situationen sicher praktisch sind.

Cool ist auch das einfache Abspeichern eines Oszillogramms mitsamt allen zugehörigen Daten auf einen USB-Stick zur Weiterverabeitung. Mit einem einzigen Tastendruck kann dies bewerkstelligt werden. Eine Erleichterung für den, der ab und zu mal was dokumentieren muss oder zeigen möchte.

Nach einigem Zögern habe ich das Gerät gehackt nach den gängigen, im Netz beschriebenen Methoden. Es ist nun ein DS1104Z. Dies habe ich nicht wegen der auf 100MHz erweiterten Bandbreite gemacht, denn das brauche ich nicht. Wichtiger waren mir die vielfältigen Triggermöglichkeiten und vorallem die grössere Speichertiefe von bis zu 24M. Ich bin nicht stolz auf diesen Hack, denn streng genommen ist sowas nicht ehrlich, da kann man sagen, was man will. Andererseits lockt es halt schon, die Funktionalität des Geräts kostenlos so massiv zu erweitern. Irgendwie ist es ja auch schade, wenn die Hardware des Geräts zu mehr fähig wäre, als die Software zulässt.

Negativ

Nun aber auch zu den negativen Punkten, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Was mir besonders negativ auffällt ist die Tatsache, dass das Gerät bei zu hoher Signalamplitude einfach begrenzt, also oben und unten jeweils verbindet. So wird aus einem Sinus, der eine sehr viel zu hohe Amplitude hat gegenüber der Geräteeinstellung plötzlich irgendwann ein Rechteck. Normalerweise lässt ein Gerät die Signalform einfach über die Bildschirmränder hinausgehen, sodass der Benutzer sofort erkennt, dass die Amplitude falsch eingestellt ist. Das ist etwas, was ich noch bei keinem Gerät gesehen habe und ich kenne berufsbedingt Dutzende verschiedener Scopes der unterschiedlichsten Hersteller. Ein riesiges Pfui! :hauen:

Ein weiterer unschöner Punkt ist aus meiner Sicht die Bedienung. Es ist klar, dass ein Gerät mit einer solchen Funktionenvielfalt auch komplizierter zu bedienen wird, keine Frage. Aber wichtige Funktionen wie beispielsweise die Wahl der Triggerquelle oder die Amplitudeneinstellung für jeden Kanal sollten direkt ohne Menu zugänglich sein. Es ist sehr umständlich, dass man zuerst das Trigger-Menu wählen muss, dann den Punkt Triggersource, dann mit up und down die richtige Quelle auswählen und dann noch die Auswahl mit einem weiteren Knopfdruck bestätigen muss, nur um eine solch grundlegende Einstellung zu tätigen, welche wirklich oft gefragt ist. Für solche Basis-Einstellungen hätte der Hersteller unbedingt eine eigene Taste vorsehen müssen.

Was mir auch aufgefallen ist, ist das stärkere Rauschen des Geräts bei sehr tiefen Signalpegeln. Hier muss ich aber fairerweise sagen, dass man natürlich nicht direkt mit meinen anderen Geräten vergleichen darf, da nur eines von denen überhaupt eine Bandbreite von 100MHz aufweist und dieses nicht ganz so tief runtergeht mit der Empfindlichkeit. Zudem ist es denkbar, dass man dies mit einer besseren Sonde in den Griff bekäme. Naja, dieser Punkt ist mir nicht so wichitg, da es mir wirklich erst so bei 10 bis 20mV aufgefallen ist und da brauche ich das Gerät ohnehin nie und der Rauschteppich war jetzt auch nicht so störend, dass man deswegen nicht mehr hätte messen können, er war nur grösser als bei meinen anderen Scopes. Zudem bin ich hier, wie gesagt, nicht ganz hundertprozentig sicher, ob man die Testbedingungen evt. besser/anders hätte gestalten sollen und das Gerät dann besser weggekommen wäre.

Ein weiterer Nachteil, den aber leider fast jedes Scope aufweist, ist der Erdbezug der BNC-Eingänge und die intern verbundenen Grounds. In dieser Beziehung ist man halt mit nem Fluke-Scopemeter schon verwöhnt. Selbst die kleinen von Fluke (Fluke-123 und Fluke-124) haben vollständig schwebende Eingänge und sind vollisoliert.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass trotz einiger wirklich unschöner Punkte das Preis/Leistungsverhältnis dieses Geräts kaum zu toppen ist. Erst recht nicht nach dem Hack: Vier Kanäle, 100MHz, 24M Speichertiefe und Farbdisplay für gerade mal 400Fr. ist kaum zu schlagen und von dieser Seite betrachtet kann ich das Gerät voll und ganz empfehlen, insbesondere dann, wenn man noch kein anderes Gerät hat. Wenn man bedenkt, dass man bei Ebay und Co für ein halbwegs brauchbares Gebrauchtgerät in der Regel mindestens 100 Euro hinblättert, so muss man sich schon ernsthaft fragen, ob man nicht gleich was neues reinziehen will, inkl. 3 Jahren Garantie.

Ich werde mich sicher mit diesem Gerät anfreunden, kein Zweifel. Klar ist aber auch, dass ich auch meine anderen Scopes behalte, denn jedes hat so seine Stärken. Wenn man die Möglichkeiten und Grenzen seiner Geräte kennt, ist man schon besser dran als wenn man die Bedienungsanleitung auswendig kennt ;-)

Beste Grüsse
kilovolt

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Alle Angaben meinerseits ohne Gewähr! Ich lehne jegliche Haftung für Personen- und/oder Sachschäden ab. Jeder ist für seine Sicherheit selber verantwortlich.

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