Teslaspule zum Zünden eines längeren Lichtbogens

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Zitzewitz
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Teslaspule zum Zünden eines längeren Lichtbogens

Beitrag von Zitzewitz »

Ein Lichtbogen bzw. lichtbogenartige Entladungen können bei hoher oder kleinerer Spannung brennen. Bei hoher Spannung ist - wenn man nicht gerade stolzer Besitzer eines Kraftwerks ist - automatisch die Stromstärke kleiner, und umgekehrt kann man bei kleineren Brennspannungen höhere Ströme haben. Das sagt noch nicht unbedingt etwas darüber aus, ob es bei hoher oder kleinerer Spannung eindrucksvoller ist.

Üblicherweise kann eine HV-Quelle entweder sehr hohe Spannungen und nicht so hohe Ströme oder umgekehrt liefern. Beides ist aber nicht so einfach, d.h. eine hohe Zündspannung bereitstellen und dann trotzdem hohe Ströme liefern, wenn die Spannung durch einen "niederohmigen" Lichtbogen kleiner wird.

Wenn man allerdings zwei verschiedene Frequenzen (inklusive DC = Frequenz Null) überlagert, scheint es einfacher zu sein.

Ich plane, eine Teslaspule (mit Breakout-Elektrode am Topload) zu benutzen, um eine größere Strecke in der Luft zu ionisieren. Dann soll eine kleinere DC- oder niederfrequente (50 Hz) AC-Spannung (ca. 1 - 10 kV) einen Lichtbogen bei größerer Stromstärke speisen.

Dazu habe ich mir folgende Schaltung ausgedacht:

TC-Ansteuerung-mit-DC-Ueberlagerung.png

Mit einer Kondensator-Diodenschaltung wird zunächst aus dem Drehstromnetz eine Gleichspannung von unbelastet 230 V *sqrt(2)*4 = 1301 V erzeugt. Ich nehme mal an, dass die Spannung bei Belastung auf durchschnittlich 1000 V zusammenfällt. Mit einer IGBT-Halbbrücke schalte ich den linken Anschluss von L1 abwechselnd zwischen 0V und 1000 V hin und her. Das erzeugt in L3 und C3 einen Strom, der den Sekundärschwingkreis der TC anregt. Über L2 ist die DC Spannungsquelle mit 1-10 kV DC von der HF-Schwingung entkoppelt. Es bildet sich ein Streamer zwischen einer Breakout-Elektrode und einer in einem gewissen Abstand angebrachten Erdelektrode.

Da hier die Primärschwingkreise galvanisch mit dem Sekundärschwingkreis gekoppelt sind, erscheint die DC-Spannung (1-10 kV) überlagert am Ausgang (bei RL). Es kann sich auch ein Lichtbogen mit höherer Stromstärke ausbilden, sofern die Quelle entsprechenden Strom liefern kann.

Da ich eigentlich am Lichtbogen und nicht an TC-typischen Entladungen interessiert bin, wäre es schön, wenn die IGBTs möglichst wenig belastet werden, wenn RL klein ist (aus "Sicht" der HF-Schaltung ist der Widerstand eines Hochstromlichtbogens fast wie ein Kurzschluss, d.h. ich kann mit RL=0 rechnen, um die Auswirkungen auf die HF-Schaltung zu untersuchen).

Ich habe die Schaltung mit variablen Werten für L1, C1, C2, L3 und C3 mit komplexer Wechselstromrechnung analysiert und ein mathematisches Optimierungsverfahren darauf "losgelassen", um bestimmte erwünschte Eigenschaften möglichst gut zu erreichen.

Zum einen will ich eine rechnerische Ausgangsspannung von 1 MV haben, wenn RL unendlich ist (Luft nicht ionisiert). Das wird nur ganz kurz am Anfang der Fall sein, dann kommen schnell Belastungen durch Streamer und Corona-Effekte hinzu. Zum anderen will ich ZCS erreichen, d.h. bei den Abschaltzeitpunkten soll jeweils die Rückwärtsdiode parallel zu den IGBTs leitend sein, so dass der IGBT stromlos ist.
Außerdem soll der Strom, der bei RL=0 durch RL fließt, mindestens 100 mA sein. Der Strom, der bei RL = 1 MOhm durch RL fließt, ist nicht viel anders wie der bei RL=0. Der Fall RL = 1 MOhm soll einen Zustand darstellen, in dem der HF-Teil der Schaltung richtige Wirkleistung an RL abgibt.

Außerdem soll die maximale in C1, C2 und C3 gespeicherte Energie möglichst klein sein, da diese Energie die Kosten der Kondensatoren mitbestimmt.

Ich nehme eine Kapazität von 20 pF zwischen Topload und Erde an. Außerdem eine Induktivität von 40 mH der Sekundärspule (eigentlich kann man eine solche Luftspule gar nicht durch eine einzige Induktivität und auch nicht durch eine Induktivität mit paralleler Kapazität darstellen, da man Wellenausbreitungseffekte berücksichtigen müsste; für eine feste Anregungsfrequenz kann man aber eine Ersatz-Induktivität benutzen).

Schließlich habe ich vom Optimierungsprogramm folgende Werte bekommen:

TC-Ansteuerung-mit-DC-Ueberlagerung-und-Werten.png

Bei diesen Werten hat man 1 MV (Spitzenwert) an RL für RL = unendlich. Für RL = 0 fließt 100 mA durch RL. Für RL = 1 MOhm sind es ca. 97 mA, was eine Wirkleistung von fast 10 kW ergibt. Durch L1 (und den jeweiligen IGBT oder die Rückwärtsdiode) fließt für RL=unendlich ein hoher Strom von 166 A (Spitzenwert). Die Wirkleistung (aufgrund von einem angenommenen Kupferwiderstand 50 Ohm in der Sekundärspule) beträgt ca. 65 KW. Da dies aber nur für ganz kurze Zeit benötigt wird, sollte es von Kondensatoren an der 1000V Spannungsquelle aufgebracht werden können.
Für RL = unendlich hat man den Spitzenwert von 32 kV am Kondensator C3.

Für RL = 0 dagegen fließt durch L1 nur noch ein Strom von 19,1 A (mit hohem Blindstromanteil) und die Spannungen an C1, C2, C3 sind viel niedriger. Für RL = 1 MOhm fließt durch L1 ein Strom von ca. 25,5 A, und an C3 ist die Spitzenspannung nur noch ca. 3900 V.

Der Kondensator C3 fügt zusätzlich zur magnetischen Kopplung der Primärschwingkreise mit dem Sekundärschwingkreis eine "galvanische" Kopplung hinzu. Bei geeignetem Windungssinn zwischen Primär- und Sekundärspule wirkt sich C3 so aus, als ob die magnetische Kopplung höher wäre (und C3 nicht da wäre, also durch einen Kurzschluss ersetzt worden wäre). Dieser "scheinbare" Kopplungsfaktor beträgt hier 0,22 (der magnetische Kopplungsfaktor ist nur 0,1). Somit kann man einen höheren Kopplungsfaktor erzeugen.

Mit diesen Werten ist außerdem ZCS möglich: Für jeden beliebigen Wert von RL ist in den Abschaltzeitpunkten die jeweilige Rückwärtsdiode der IGBTs leitend.

Last but not least merke ich an, dass die Schaltfrequenz nur ca. 96,7% der Resonanzfrequenz des Sekundärschwingkreises beträgt. Das ist so gewollt.
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Thunderbolt
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Re: Teslaspule zum Zünden eines längeren Lichtbogens

Beitrag von Thunderbolt »

guck dir mal Überlagerungszündgeräte für HQI Lampen oder HF-Serienzündung für Schweißgeräte an

axonf
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Re: Teslaspule zum Zünden eines längeren Lichtbogens

Beitrag von axonf »

Hallo und einen schönen guten Tag, hallo Zitzewitz und Thunderbold bei meinem Flash joule heating Experiment findet man auf Seite 2 auch ne Einkoppelspule. Gut hier habe ich auf der Spule nur 350 Volt, und auf dem HV Kabel sind auch nur ca 5 - 8 KV,
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Norbi
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Re: Teslaspule zum Zünden eines längeren Lichtbogens

Beitrag von Norbi »

Hm das erscheint mir irgendwie alles etwas kompliziert.

Letztendlich kann man doch einfach eine X-beliebige Teslaspule nehmen und dann einen Arcstick an einen Mot oder Whatever hängen und mit dem dann den Lichtbogen zum Topload ziehen (vielleicht noch einen Kondensator parallel dass da kein HF reingeht) Oder halt die Spannungsquelle an den Fußpunkt einer galvanisch getrennten Sekundärspule.

Mein Bauchgefühl sagt mir dass wenn der Lichtbogen in der Luft brennt wird RL für den DC-Anteil trotzdem "unendlich" sein und da sowieso ein wesentlich niederohmigerer Weg für die DC Spannung vorhanden sein muss als Luft.
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Zitzewitz
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Re: Teslaspule zum Zünden eines längeren Lichtbogens

Beitrag von Zitzewitz »

axonf hat geschrieben: Do 2. Feb 2023, 11:43 Hallo und einen schönen guten Tag, hallo Zitzewitz und Thunderbold bei meinem Flash joule heating Experiment findet man auf Seite 2 auch ne Einkoppelspule. Gut hier habe ich auf der Spule nur 350 Volt, und auf dem HV Kabel sind auch nur ca 5 - 8 KV,
Zugegebenermaßen habe ich den Graphene making Thread bislang nicht richtig angeschaut. Nun habe ich mich erst mal im Internet über den Vorgang informiert. Sicher ist Graphen ein interessantes Material, und wenn man es nun leichter herstellen kann, um so besser.

Norbi hat geschrieben: Do 2. Feb 2023, 13:10 Hm das erscheint mir irgendwie alles etwas kompliziert.

Letztendlich kann man doch einfach eine X-beliebige Teslaspule nehmen und dann einen Arcstick an einen Mot oder Whatever hängen und mit dem dann den Lichtbogen zum Topload ziehen (vielleicht noch einen Kondensator parallel dass da kein HF reingeht) Oder halt die Spannungsquelle an den Fußpunkt einer galvanisch getrennten Sekundärspule.
Stimmt, du hast recht. Da habe ich wohl um zu viele Ecken herumgedacht und diese einfachere Lösung übersehen.

Ich werde mal vergleichen, wie meine Schaltung von den Kosten und sonstigen Eigenschaften im Vergleich zu anderen TC-Schaltungen abschneidet, wenn man einfach die Einspeisung der 1-10 kV DC Spannung weglässt. Zumindest zieht sie nicht so viel Strom, wenn RL = 0 ist.
Norbi hat geschrieben: Do 2. Feb 2023, 13:10 Mein Bauchgefühl sagt mir dass wenn der Lichtbogen in der Luft brennt wird RL für den DC-Anteil trotzdem "unendlich" sein und da sowieso ein wesentlich niederohmigerer Weg für die DC Spannung vorhanden sein muss als Luft.
Also RL, so wie ich es definiert habe, ist sicher nicht unendlich, sondern recht klein, wenn ein Lichtbogen brennt.
Niederohmige Wege gibt es sicherlich zwischen der Spannungsquelle und dem Lichtbogen.
Mit RL bezeichne ich ja den Widerstand der "brennenden" Luft zwischen der Breakout-Elektrode am Topload und der Gegenelektrode, die dann bei deiner Schaltung z.B. mit einem MOT-Ausgang und bei meiner Schaltung mit der Erde verbunden ist. Und wenn ein Lichtbogen viel Strom bei kleinerer Spannung zieht, ist RL = U / I klein.
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Norbi
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Re: Teslaspule zum Zünden eines längeren Lichtbogens

Beitrag von Norbi »

War eher nur der Hinweis dass ich Zweifel habe dass sich irgendwas verbessert wenn die Teslaspulenentladung nur in die Luft geht.
Das tut die ja oft ganz gerne ganz ohne Gegenelektrode hauptsächlich dank kapazitiver Kopplung. Für einen DC Anteil wäre da am Ende des Streamers ein Stoppschild.

Sobald man da natürlich eine Leitende Verbindung hat ändert sich das.

Hat das nicht mal wer hier gemacht oder kurz Lust mal Mot und Teslaspule für ein kleines Video zu aktivieren? Wäre mal interessant zu sehen wie sich das auswirkt......
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