Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

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Multi-kv
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Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

Beitrag von Multi-kv »

Hallo Leute,

Bleibatterien (typ. Autobatterien, Starterbatterien etc.) sind i.d.R. nach 5-6 Jahren hin, meist durch
Sulfatierung der Bleiplatten. Sie können angeblich deutlich länger halten indem sie regelmässig mit
pulsenden Ladegeräten (z.B. Megapulser) gepflegt bzw. desulfatiert werden.
Sie halten aber auch deutlich länger, wenn sie nur iim vollgeladenen Zustand gelagert werden bzw.
regelmässig, spätestens alle 30 Tage, besser 14 Tage geladen werden.

Die Pulsgeräte, insbes. der Megapulser behaupten durch eine best. Resonanzfrequenz die Bleisulftatkristalle
wieder lösen zu können. Dabei ist es wichtig zu wissen, das Bleisulfat beim Entladen an beiden Platten (Anode + Kathode)
entsteht und zunächst in einer feinkristallinen bzw. amorphen Form vorliegt. Diese amorphe Form kann durch Laden
wieder entfernt und zu Schwefelsäure reduziert werden (die Säurekonzentration steigt durch das Aufladen, im idealfall
bis zur Dichte 1,28 g/ml oder 38%).

Bleibt die Batterie aber zu lange ungenutzt und vor allem ungeladen stehen, dann wandelt sich das amorphe Bleisulfat
zu größeren Bleisulfatkristallen, die immer zäher beim Laden zu knacken sind. Steht die Batterie viele Monate ungeladen
herum wandelt sich ein großer Teil des Sulfats zu immer größeren Sulfatkristallen - die Batterie sulfatiert. Dieses grob kristalline
Bleisulfat nimmt nicht mehr am Ladevorgang teil und bedeckt große Flächen der aktiven Platten und hindert sie damit am
elektrochemischen Prozeß - die Batterie verliert an Kapazität und bricht bei Belastung in der Spannung schneller ein.

Einige Pulser, insbes. der Megapulser behaupten nun durch Laden mit der Resonanzfrequenz (der Bleisulfatkristalle???) diese
wieder lösen und in Schwefelsäure und Blei zurückverwandeln zu können. Lange Vorrede - nun die Frage:

Für mich klingt es ein wenig nach Marketingtrick, da ich mir nicht vorstellen kann, das alle Kristalle dieselbe Resonanzfrequenz haben,
sondern das diese von der Größe der Kristalle, des gesamten Batterie- und Plattenaufbaus etc. abhängen. Außerdem findet man
sehr unterschiedliche Angaben zu dieser sog. Resonanzfrequenz: einige sprechen von einigen Kiloherz ( 12 kHz) andere von einem
Band im Bereich 2 - 8 MHz, insbes. 3,28 MHz werden öfter genannt.

Man findet auch Anleitungen solche Teile nachzubauen, mit unterschiedlich starken Stromimpulsen und unterschiedlichsten Frequenzen.
Was haltet ihr davon - ist da was dran? - hat jemand Erfahrung?

Alles was man so liest, sollen diese Pulser Wirkung zeigen. I.d.R. sind sie aber sehr lange angeschlossen und speisen sich direkt aus der
Batterie wobei diese zusätzlich hin und wieder durch ein zusätzliches Ladesgerät nachgeladen werden muß. Auch bei der Höhe der
Stromimpulse gibt es große Abweichungen: zwischen 0,05 und 20 A findet man alle Größenordnungen.

Hier gibt es z.B. Bauanleitungen:

http://www.rolf-schoene.de/html/desulfator.html

hier ein Testergebnis der techn. Uni Wien:

http://www.megapulser.de/pdf/abschlussb ... u_wien.pdf

hier noch ein wilder Eigenbau:

https://www.youtube.com/watch?v=r3Mb1PmWB2I

und noch einer:

https://www.youtube.com/watch?v=Nf2ITKJisMU

Da diese Pulser oft viele Tage an der Batterie hängen und immer wieder nachgeladen wird, trainiert dies die Batterie (ähnlich der Elko-Formierung - nicht ganz vergleichbar).
Die Frage ist aber wäre eine normale Ladung mit anschließender Teilentladung (Hochstrom) und wieder Ladung etc. nicht genau so effektiv?

Bin auf Eure Meinung gespannt. Will mir evtl. so ein Teil mit variabler Frequenz und Stromstroßhöhe bauen....

Ich glaube er hier hat Recht (englisch):
https://www.youtube.com/watch?v=6x-JfckAt20
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Multi-kv
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Re: Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

Beitrag von Multi-kv »

Sorry, es muß natürlich "Desulfatoren" heißen :-)

Hat sich noch keiner mit dem Thema beschäftigt hier?
Oder ist mit den Links alles gesagt.

Den Test der Uni Wien finde ich etwas einseitig, es fehlt eine Vergleichsgruppe mit konventioneller Ladung in vergleichbarer Taktung,
also zyklisches Laden, Entladen - um eine wirkliche Aussage über die Wirksamkeit dieser Pulser machen zu können. Das sie besser sind als nichts
ist irgendwo einleuchtend :-)
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Re: Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

Beitrag von Multi-kv »

Eine der ausführlichsten und vermutlich richtigsten Darstellung zur Behandlung und Pflege von Bleiakkus
findet sich übrigens hier:

http://www.elektronikinfo.de/strom/bleiakkus.htm

Hier wird auch recht kritisch mit diesen pulsenden Ladegeräten zur Desulfatierung umgegangen.
Die Untersuchung der TU Wien wurde übringes von Novitec, der Firma, die den Megapulser herstellt, in Auftrag gegeben.

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Re: Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

Beitrag von Spitzi »

Es hilft oft auch sich mal zu den Englischen Begriffen umzuschauen. In deinem Fall: Superimposed Pulse Frequency Charging (SPF)
Habe jetzt gerade mal geguckt und einige Paper gefunden. Ein Paper was gut aussieht: "A Seal Lead-Acid Battery Charger For Prolonging Battery Lifetime Using Superimposed Pulse Frequency Technique"
Hab nur mal kurz reingeguckt, ein Thema ist die Sulfatisierung. Hab jetzt leider keine Zeit mehr, kann mich heute Abend aber nochmal damit beschäftigen ;)
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Re: Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

Beitrag von Multi-kv »

Ja, Sulfatierung ist der Hauptgrund weshalb Bleibatterien an Kapazität und Leistung verlieren, insbes.
die sog. harte Sulfatierung mit großen, nicht reversiblen Kristallen (wie oben schon beschrieben).
Aus dem Papier gewinne ich den Eindruck, das das Verfahren die Batterieplatten nach Resonanzfrequenzen scannt,
um die Sulfatschicht mechanisch aufzubrechen. Das Problem wird vermutlich sein, das es nicht die eine Frequenz gibt,
sondern das in jedem Einzelfall die Werte variieren (auch von Platte zu Platte und sogar von Kristall zu Kristall) -
das klingt eher nach einem unmöglichen Unterfangen...

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Re: Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

Beitrag von Spitzi »

So, ich bin jetzt mal dazu gekommen das Paper ganz zu lesen.
In dem Paper wird wirklich im Bereich zwischen 100Hz und 1kHz nach der mechanischen Resonanzfrequenz der Batterie gesucht, um eine Anlagerung von Sulfat am aktiven Material zu verhindern, bzw. bereits angelagertes zu lösen.
Dort sind auch Formeln angegeben wie sich die Resonanzfrequenz errechnen lässt, allerdings braucht man dafür Materialkonstanten und Geometriedaten.
Im Paper wird zwar nicht direkt darauf eingegangen wie die Resonanzfrequenz gescant wird. Scheinbar hängt die mechanische Resonanzfrequenz aber in gewissen Grenzen auch mit der elektrischen Impedanz zusammen, diese lässt sich natürlich recht leicht bestimmen. Alternativ könnte es auch über die Spannungsantwort nach einer Pulsbelastung bestimmt werden, da die Spannung auch mit dem Abstand der Platten zusammenhängt (kurzzeitig kapazitive Wirkung). In der mechanischen Resonanzfrequenz sollten sich die Platten am meisten bewegen und dementsprechend die größten Differenzen zu erkennen sein.
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Re: Pulsende Ladegeräte für Bleiakkus - Dusulfatoren

Beitrag von Multi-kv »

Interessanterweise scheinen nahezu alle diese Pulsladegeräte mit einer festen Frequenz zu arbeiten - da liest man die unterschiedlichsten
Frequnezwerte. Wie oben schon gesagt ca. von 1 kHz bis hin zu 8 MHz ist alles vertreten. Das ganze scheint mir inzwischen doch mehr Hokus-Pokus
als echte nachgewiesene Wirksamkeit. Natürlich "wirken" die Geräte, aber nicht besser als jedes Ladegerät das man hin und wieder anschließt... - so ist zumindest
meine Vermutung.
Eine echte Auflösung verkrusteter Sulfatschichten und Rückführung zur Schwefelsäure bzw. zu Blei und Bleioxid wird vermutlich nicht über die minimale Wirkung
normaler Ladegeräte hinausgehen. Durch die langen Anschlußzeiten (einige Wochen oder gar Dauerbetrieb) wird zumindest die Bildung weiterer harter Sulfatkristalle
vorgebeut.
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